von André Schürmann
Seit 9 Monaten hält uns die Corona-Pandemie nun von gemeinsamer musikalischer Arbeit ab. Kein Singen im Unterricht, keine Chorproben, keine gemeinsame Adventsbesinnung, für Orchesterproben
schwierige Bedingungen und schlicht keine Auftrittsmöglichkeiten. Unser traditionelles Sommerkonzert mussten wir absagen, die Abschlussfeiern der 10.Klassen und die Einschulungsfeiern mussten
ohne gemeinsamen Gesang oder Begrüßung durch einen Chor auskommen. Alles in allem eine sehr traurige, demotivierende und isolierende Situation.
Die schönen, großen und emotionalen Momente bleiben aus: die Schulgemeinschaft leidet!
Nachdem im Frühjahr keiner wusste, wie es weiter geht und zunächst alle Proben und Veranstaltungen bis zu den Sommerferien schlicht ausfielen, mussten wir uns doch nach den Sommerferien
überlegen, wie es musikalisch in kleinem Rahmen weitergehen konnte.
Da auch das Weihnachtskonzert unmöglich wurde und selbst die Perspektiven für den nächsten Sommer noch nicht zu überblicken sind, mussten Ziele entwickelt werden, für die es sich lohnt zu proben
und die ein Ergebnis haben, das sich hören oder sogar auch sehen lassen kann.
Zündende Ideen
Kurzerhand haben wir dafür in einem recht schalltoten Abstellraum ein kleines Studio eingerichtet und die Produktion mehrerer Projekte in Angriff genommen. Technisches Equipment dafür war ja
vorhanden. Im Studio kann man wenigstens mit max. 2 Personen auch unter Corona- Bedingungen proben und aufnehmen sowie nach und nach das Gefühl und den Sound eines Ensembles entstehen
lassen.
Für die Schülerinnen und Schüler eine schwierige, ungewohnte Atmosphäre und Arbeitsweise, hört man auf den Aufnahmen doch die kleinste Ungenauigkeit oder Tonschwankung. Präzision und Sicherheit
sind gefragt, für die Musikerinnen und Musiker ist das eine wichtige Erfahrung zur Selbstdisziplinierung und zu selbstkritischem Üben.
Sie lernen, dass es zur Aufnahme sehr notwendig ist, gut vorbereitet zu sein.
Der Musikfilm
Schon im Frühjahr geplant waren Aufnahmen mit 2 Solistinnen, die nun endlich verwirklicht wurden. Mit „I dreamed a dream“ aus dem Musical „Les Miserables“ begannen Lena Pawella und Mariella
Kleinknecht die Solo-Aufnahmen. Das Playback wurde am Steinwayflügel eingespielt und mit Midi- Aufnahmen unterlegt. Das Ergebnis kann sich hören lassen!
Besondere motivierend war dann noch die Idee, auch ein Video dazu zu produzieren.
Dabei konnte die Technik-AG helfend zur Seite stehen. Auf unserer kleinen und unspektakulären Aulabühne half sie, eine Showbühne mit LED- und konventioneller Beleuchtung zu installieren, in der
eine Showatmosphäre visualisiert werden sollte.
Den großartigen Hauptdarstellerinnen gelang es, in einem 3-stündigen Videomarathon mit 5 Kameras eine tolle Playback -Aufnahme entstehen zu lassen.
Der Schulsong
Schon lange geplant war auch die Idee, einen eigenen Schulsong für die LFS- Ratingen zu komponieren. Es fehlten aber die zündenden Ideen und die Zeit zur Umsetzung. Nun war ja genug Zeit
da.
Kurz vor den Herbstferien hatte ich einen kreativen Schub und innerhalb weniger Tage entstand eine griffige Melodie mit hitverdächtigem Refrain und einem Text, der unser Schulmotto „Gemeinsam
unterwegs“ widerspiegelt.
Nachdem auch dafür ein Midi- Playback eingespielt war, wurden die Bandsängerinnen in mehreren Sessions zu Gesangsaufnahmen eingeladen. Auch die Gitarre und das Klavier wurden noch einmal live
eingespielt.
Nun kann er endlich unserer Schulgemeinschaft vorgestellt werden: Der neue Schulhit „Gemeinsam LFS“.
Das Orchester
Auch die Orchesterarbeit leidet, können doch die Bläser nur mit weitem Abstand und möglichst isoliert spielen.
Eine kammermusikalisch besetzte Version von „What a wonderful world“ von Louis Armstrong ist nun das Ziel der Probenarbeit, deren Orchesterstimmen nach und nach aufgenommen werden. Auch dazu hat
Frau Leers am Flügel erst ein Playback eingespielt.
Die Adventsüberraschung
Zur Adventszeit sollte sich der musikalische Schwerpunkt der Liebfrauenschule wenigstens mit einem kleinen Anklang an die früheren Weihnachtskonzerte präsentieren.
„Wir öffnen unsere Herzen“, ein an unserer Schule traditionell sehr gern gesungenes Adventslied von
Chris Herbring, wurde mit sechs Sängerinnen und einem Musikplayback eingespielt und auf der Aulabühne zu einem kleinen musikalischen Adventsvideofilm gestaltet. Dank an alle Mitwirkenden.
Der Podcast
Im Rahmen unserer Kooperation mit dem Marienhof in Ratingen entstand die Idee, den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altenheims eine adventliche Freude zu machen. Involviert waren die Fachbereiche
Textilgestaltung (Bastelaktion), Hauswirtschaft (Stollen backen) und Musik (Videorückblick mit Höhepunkten der letzten Weihnachtskonzerte).
Frau Leers entwickelte darüber hinaus die Idee, einen Podcast (quasi eine Hörfunksendung) mit Schülerinnen und Schülern der 5. Schuljahre aufzunehmen. Gedichte zur Advents- und Weihnachtszeit,
abwechselnd mit einfühlsamen Klavierspiel und einer vorgelesenen Weihnachtsgeschichte, die unser Schulleiter, Herr Jakubowski, beisteuerte, gelang es den Kindern wundervoll vorgetragenen Gedichte
und kleine Geschichten lebendig erklingen zu lassen.
Die Originalfassung für den Marienhof
Ausblick
Krisen sind ja oft auch Ideentreiber. So sind wir in der Liebfrauenschule in der schwierigen Zeit der Coranbedingungen in der glücklichen Lage gewesen, wenigstens einige Projekte voranbringen zu
können und haben dabei viel über Produktion von Musik, Videos und Hörspielen gelernt.
Für die nächsten sicher noch weiterhin von Corona geprägten Monate, haben wir noch einige Ideen, die möglichst in ähnlichem Rahmen umgesetzt werden.
Die Schulband hat sich auf jeden Fall vorgenommen, mindestens drei Musiktitel aufzunehmen. Sollte sich im Sommer eine Auftrittsmöglichkeit ergeben, so wäre sie glänzend vorbereitet.
Im Orchester besteht ebenso der Wunsch noch einen zweiten Titel einzuspielen.
Chorproben bleiben leider weiterhin verboten. Aber wir hoffen auf den Frühling!